Broschuere 50 Jahre Gesamtstadt Ettenheim 210x280 RZ-Flipbook kl - Flipbook - Seite 7
Die Kernstadt mit Ettenheimweiler wurde damals
durch die Eingemeindung von Wallburg, Münchweier, Ettenheimmünster und Altdorf erweitert. Ziel der
Gemeindegebietsreform war es, kommunale Strukturen leistungsfähiger zu machen und die Daseinsvorsorge – d. h. die Versorgung der Bevölkerung z. B.
mit Energie, Verkehrsleistungen, Gesundheitsversorgung und Bildung – langfristig zu sichern.
Ettenheim war die größte Kommune in der Region und bot sich daher als Zentrum für die südliche
Ortenau an. Der Zusammenschluss sollte vor allem
der gesamten Region zugutekommen und im Süden
des neuen Ortenaukreises ein starkes Gegengewicht
zu den anderen Großgemeinden schaffen. Eine solche Großgemeinde wurde als Chance gesehen, dem
Südbezirk zu alter Bedeutung und Stärke zu verhelfen.
Ettenheims damaliger Bürgermeister Herbert König betonte jedoch wiederholt, dass Harmonie und Zusammenarbeit oberste Priorität hätten. „Lieber in Frieden
nebeneinander leben als im Streit miteinander“, wurde
König in der Zeitung zitiert.
sich der Gemeinderat nach langem Ringen in geheimer
Abstimmung bei einer Gegenstimme für die Eingliederung. Ettenheimweiler war bereits seit Jahrhunderten
als „Weiler“ ein Teil Ettenheims.
DIE STADT WÄCHST ZUSAMMEN
Die Talgemeinden des Münstertals – Münchweier,
Ettenheimmünster und Wallburg – zeigten sich offen,
zumal die Landesregierung die Eingliederungsbereitschaft finanziell großzügig förderte. Wallburg wurde
bereits am 1. Juli 1971 ein Teil Ettenheims, gefolgt von
Münchweier und Ettenheimmünster, die ab dem 1. Dezember 1971 als Stadtteile integriert wurden. Wallburg
und Schönberg, der heutige Ortsteil von Seelbach,
waren am 1. Juli 1971 die ersten selbstständigen Gemeinden im alten Landkreis Lahr, die sich im Rahmen
der Gebietsreform mit Kerngemeinden zusammengeschlossen haben. Der damalige Bürgermeister Franz
Ibert führte die Verhandlungen für Wallburg.
NICHT OHNE HÜRDEN
Neben den zugesagten finanziellen Anreizen war
es vor allem die Möglichkeit, Ortschaftsverfassungen
mit Ortschaftsräten und Ortsvorstehenden zu erhalten,
welche die Gemeinden zur Kooperation bewog. Den
Ettenheimer „Stadtvätern“ war jedoch klar: Ein wirkliches Gewicht würde die Rohanstadt erst mit der Eingemeindung des nahe gelegenen Altdorfs gewinnen –
sowohl in Bezug auf die Einwohnerzahl als auch finanziell. Altdorf betrachtete sich zu Recht als „starke Gemeinde“.
In Münchweier diskutierte man vor der Eingemeindung intensiv über Vor- und Nachteile. Mit knapper
Mehrheit stimmte der Gemeinderat dafür und etwa
60 bis 65 Prozent der Bevölkerung unterstützten den
Schritt. In Ettenheimmünster fiel die Entscheidung
schwerer. Bei einer Anhörung der Bürgerinnen und
Bürger im Oktober 1971 stimmte die Mehrheit gegen
die Eingemeindung (171 Nein- zu 112 Ja-Stimmen). Und
das, obwohl die Verhandlungen zwischen Ettenheimmünster und Ettenheim eigentlich schon weit fortgeschritten waren und der Eingemeindungsvertrag weitgehend akzeptiert worden war. Schließlich entschied
50 JAHRE EINE STADT
Der Altdorfer Bürgermeister Fritz Klasterer (li.) und
Ettenheims Bürgermeister Herbert König unterzeichnen
den Eingliederungsvertrag
Im Mai 1973 und Januar 1974 fanden in Altdorf eine
Befragung und eine Anhörung der Bürger*innen statt,
um über den Zusammenschluss zu entscheiden. Die
Ergebnisse waren eindeutig: Beide Male stimmte die
Bevölkerung bei einer heute kaum vorstellbaren Wahlbeteiligung von über 80 Prozent klar für den Erhalt der
Eigenständigkeit. Als klar wurde, dass die Landesregierung unbeirrt an ihren politischen Zielen festhielt und
keine Kompromisse einging, entschied man sich aber,
dem politischen Druck nachzugeben. Mit Abschluss
der Gemeindereform im Jahr 1975 wurde auch Altdorf
ein Teil von Ettenheim.
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EINE STADT