Broschuere 50 Jahre Gesamtstadt Ettenheim 210x280 RZ-Flipbook kl - Flipbook - Seite 53
„Münchweier ist für mich ein
lebens- und liebenswerter Ort.“
ie Geschichte von Münchweier reicht bis
in die Merowingerzeit zurück. Sie ist verbunden mit der Missionierung der Alemannen und der Legende des heiligen Landelin,
dessen Gebeine hinter dem Altar der Kirche ruhen.
Heute ist Münchweier ein Ort, in dem neben gelebter
Tradition auch viel aktuelles Kulturleben stattfindet.
D
Im 9. Jahrhundert wird im Verbrüderungsbuch des
Klosters St. Gallen Münchweier erstmals urkundlich erwähnt. Die Wallfahrt zum Grab des heiligen Landelin
muss bedeutend gewesen sein und Münchweier erhielt
das Attribut „Klosterdorf“, denn es war der Verwaltungsmittelpunkt des Ettenheimmünsterer Klosters mit vielen
Sonderbauten, Gasthäusern und einem eigenen Pfarrer.
Bereits 1225 ist ein Kirchenbau erwähnt. Die jetzige
Kirche wurde 1828 von im klassizistischen Stil erbaut.
Von Kaiser Maximilian erhielt der Ort zweimal – 1495 und
1498 – das Recht, einen Jahrmarkt abzuhalten.
CHARLOTTE GÖTZ
ORTSVORSTEHERIN
Der Weinbau hat in Münchweier eine lange Tradition, die bis in die Klosterzeit zurückreicht. 1971 wurde die
Winzergenossenschaft Münchweier-Wallburg-Schmieheim gegründet. Im Metzgereigasthof und Naturparkhotel Rebstock, beim Winzerhock oder der Erlebniswanderung „Wein und Geschichte“ sowie im Weingut
Isele lassen sich die feinen Tropfen heute genießen.
ALTE KULTURLANDSCHAFT UND NEU
BELEBTE BRÄUCHE
Der Kirchberg ist das Herz von Münchweier und
prägt mit historischen Gebäuden den denkmalgeschützten Ortskern. Das jetzige Rathaus, gebaut ab 1840, diente lange Zeit als Schulgebäude und war bereits das
zweite Schulhaus im Ort – für eine ländliche Gemeinde
eine Besonderheit. So ist überliefert, dass Abt Franz Hertenstein im Dezember 1657 die Gemeinde tadelte, weil
sie ohne sein Wissen den Schulmeister entlassen habe.
Ebenfalls auf dem Kirchberg, Hausnummer 13, findet sich
eine Seltenheit: ein Fachwerkhaus aus der Renaissance
von 1553 in einem sehr guten Zustand.
Das Gasthaus zur Sonne, Kirchberg 7–9, wird 1442
erstmals beschrieben. Es diente als Übernachtungsmöglichkeit für Wallfahrer wie auch als Markthalle und
Abgabestelle des Zehnten. Es war Gemeindestube,
daher im Volksmund als „Stubbewirts“ bezeichnet.
Während der Zeit des Kirchenbaus diente es 1827/28
außerdem als Notkirche. Heute wird das Gasthaus von
einem jungen Wirtspaar wieder mit Leben erfüllt.
Das Streuobstwiesenareal Speckacker-Brucktal mit
über 50 Hektar ist ein wertvoller Teil der lokalen Kulturlandschaft und bietet Lebensraum für zahlreiche Tierund Pflanzenarten. Gemeinsam mit der Stadt Ettenheim
werden Anreize für den Erhalt der Streuobstwiesen
geschaffen, wie die Apfelannahme zur Saftgewinnung
durch einen regionalen Safthersteller, das „gelbe Band“
oder finanzielle Zuschüsse für die Pflanzung und Pflege
von Obstbäumen. Auch gibt es in Münchweier noch mehrere Brennereibetriebe, welche das Streuobst verwerten.
MÜNCHWEIER
DER KIRCHBERG
Der Pfingstdreck ist in Münchweier ein alter Volksbrauch. Es war bis in die 1970er-Jahre üblich, dass junge
Männer am Pfingstsonntag in frische Buchenzweige gehüllt wurden und – zur Freude der Kinder – im Dorf ihre
Späße trieben. Der Kultur- und Heimatverein lässt den
Brauch, der den Sommer und damit die fruchtbare Jahreszeit einläutete, immer einmal wieder aufleben.
Das Wappen von Münchweier
zeigt zwei Tannen - i. d. R. auch
Tannenzapfen - und ein Tannenmesser. Mit dem Messer wurden
früher die Tannenzapfen geerntet,
um sie für die Samenherstellung
weiter zu verwenden. Hierzu sind
junge Männer in die Tannenbäume
geklettert, haben die Zapfen mit
den gesichelten Messern abgeschnitten und sich dann in den
nächsten Baum geschwungen.
GESSELLIGKEIT UND WEINTRADITION
Über den gesamten Jahreslauf ist im Ort etwas geboten: vom Sportfest, gemütlichen Hock und Dämmerschoppen bis zum Herbstritt und dem Weihnachtsmarkt.
Organisiert vom ortsansässigen Musiker Matt Woosey,
dem Gasthaus Sonne und der Gemeinde Münchweier
fand in diesem August erstmals mit großem Zuspruch
„Musik am Kirchberg“ statt.
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50 JAHRE
EINE STADT