Broschuere 50 Jahre Gesamtstadt Ettenheim 210x280 RZ-Flipbook kl - Flipbook - Seite 34
ZEITZEUGEN
BERICHTEN
MARGRET OELHOFF
Ehrenbürgerin ● Vorsitzende und Mitinitiatorin des
Bürgerstifts als Wohn- und Begegnungsstätte
● Gründerin der integrativen Sportgruppe
● Über 20 Jahre Kreisrätin ● 10 Jahre Stadträtin
● 1997 Bundesverdienstkreuz am Bande
ZEITZEUGEN BERICHTEN
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Nachdem ich nach der Schulzeit acht Jahre von
hier weg war, zogen wir 1974 ganz bewusst wieder
nach Ettenheim, weil wir mit unserem ersten, schwer
sto昀昀wechselkranken, Kind die Nähe und die Unter
stützung meiner Familie gebraucht haben. Somit
habe ich die Eingemeindungen eher am Rande mitbekommen. 1976 bis 1977 war ich dann nach dem
Tod unseres Kindes ein Jahr Lehrerin in Altdorf, wo
noch immer mehr oder weniger der Selbstständigkeit des Dorfes nachgetrauert wurde. Mit unserem
zweiten, wiederum sehr kranken Kind war ich wieder
zu Hause. Um mit dieser Situation fertig zu werden,
gründete ich 1978 mit anderen Familien die Elterngruppe behinderter Kinder. Wir halfen uns gegenseitig und unternahmen sehr viel gemeinsam. Gleichzeitig wurde ich auch politisch aktiv und kandidierte
für den Gemeinderat, in dem ich dann ab 1984 zehn
Jahre lang Mitglied war.
Dabei habe ich dann mitbekommen, wie noch immer die Vertretenden der Stadtteile ganz genau aufpassten, dass ihr Dorf nicht zu kurz kam. Manchmal
beneidete ich damals die Stadtteile, denn sie wurden
z. T. ernster genommen als die Kernstadt. Sie hatten
Ortschaftsräte, in denen ihre Interessen genau formuliert und vorbesprochen werden konnten, bevor sie in
den Gemeinderat kamen. Dieses Gremium fehlt der
Kernstadt, bei deren Problemen und Anliegen immer
gleich alle mitsprechen. Allerdings hat die Kernstadt
mehr Stadträte, die dann schon dafür sorgen, dass
ihre Interessen nicht zu kurz kommen. Es war eine
spannende Zeit, die mich dazu animierte, auch für den
Kreistag zu kandidieren, in dem ich mich dann 25 Jahre lang besonders für soziale und kulturelle bzw. schulische Belange einsetzen konnte. Mit diesem Blick habe
ich Ettenheim immer als Ganzes gesehen.
50 JAHRE
EINE STADT
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„Ich habe Ettenheim
immer als Ganzes
gesehen.“
Nach dem Tod unseres zweiten Kindes habe ich
wieder als Lehrerin gearbeitet und auf Nachfrage
des Schulamtes als erste Lehrerin an der „Schule für
Kranke“ im Lahrer Krankenhaus begonnen, die heute für den gesamten Ortenaukreis zuständig ist und
den Sitz im Klinikum O昀昀enburg hat. Benannt ist sie
nach der Kinder- und Frauenärztin Dr. Herta Wiegand, geb. Lion, einer gebürtigen Ettenheimer Jüdin.
Diese Aufgabe hat nach meiner Vorgeschichte gut
zu mir gepasst und ich durfte sie 30 Jahre lang ausführen. Dabei habe ich Ettenheim auch mit seiner
vielfältigen Schullandschaft schätzen gelernt.
Ich 昀椀nde die Gemeindereform im Nachhinein gut
gelungen, denn von kleineren Geplänkeln abgesehen
arbeiten alle sehr gut im Interesse der Gesamtstadt
zusammen, wobei alle Stadtteile ihr jeweils eigenes
Gepräge behalten konnten. Altdorf blieb Altdorf, was
auch für Münchweier, Ettenheimmünster und Wallburg gilt. Jedes Dorf hat weiterhin seine besondere Struktur, seine besonderen Vereine und Schwerpunkte, gute Ortschaftsräte und Ortsvorsteherinnen.
Auch Ettenheimweiler, das ja immer zu Ettenheim
gehört hat, spielt selbstbewusst mit seinem Stabhalter im Gesamtkonzert der Stadtteile mit.